Die Verwaltungskosten beim Bürgergeld sind in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen.

Untersuchung zeigt: Verwaltungskosten beim Bürgergeld extrem hoch

In ihrem Sondierungspapier haben sich CDU und SPD unter anderem auf eine Reform des Bürgergeldes geeinigt. Eine grundlegende Überarbeitung sei laut einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung auch dringend notwendig. Momentan gäben Jobcenter zu viel Geld fürs Verwalten und zu wenig für die Arbeitsvermittlung aus. Auch bei der Förderung und Sanktionierung sei noch deutlich Luft nach oben, so die Analyse.

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Jobcenter kosten 6,5 Milliarden Euro

Jobcenter kosten zu viel Geld – zu diesem Ergebnis kommt eine vor kurzem veröffentlichte Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung. Die Analyse ist Teil einer größeren Publikation, die die Entwicklung des Bürgergeldes über die letzten zwei Jahre kritisch beleuchtet.

Aus Sicht der Forschenden sind die Zahlen alarmierend: Von den insgesamt 10,7 Milliarden Euro, die den Jobcentern 2024 zur Verfügung standen, verschlang die Verwaltung rund 6,5 Milliarden. Demgegenüber stehen knapp 3,8 Milliarden Euro, die für die tatsächliche Förderung von Bürgergeld-Empfänger:innen ausgegeben wurden.

Damit gaben die Jobcenter vergangenes Jahr ungefähr 61 % ihrer verfügbaren Mittel nur für sich selbst aus. Sollte die neue Bundesregierung das Budget der Ämter wie angekündigt weiter erhöhen, dürfte sich dieser Trend fortsetzen.

Hinweis: Rund 1,9 Millionen Bürgergeld-Empfänger:innen arbeitslos

Von den insgesamt 5,45 Millionen Menschen in Deutschland, die Bürgergeld beziehen, sind 1,9 Millionen tatsächlich arbeitslos. 2,8 Millionen Leistungsempfänger:innen stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, weil sie erwerbsunfähig sind, sich in einer Aus- oder Weiterbildung befinden oder Angehörige pflegen müssen. Knapp 830.000 Personen sind Aufstocker:innen, die zusätzlich zu ihrem Einkommen Bürgergeld beziehen müssen.

Untersuchung fordert Verwaltungsreform

Basierend auf ihren Untersuchungsergebnissen, fordern die Forschenden daher neben einer Verwaltungsreform auch die Umverteilung der Gelder. Bislang bleibt es den Jobcentern größtenteils selbst überlassen, wie sie ihre finanziellen Mittel nutzen. Darunter leide die Vermittlung von Arbeit und Maßnahmen, so eine Schlussfolgerung.

Es müsse ein deutlich stärkerer Fokus auf das Fördern gelegt werden: Leistungsempfänger:innen mit Vermittlungshemmnissen beispielsweise bräuchten gezieltere Unterstützung, um in den Arbeitsmarkt zu kommen, während es gerade bei jüngeren Beziehenden oft an abschlussorientierten Maßnahmen fehle.

Konsequentere und moderate Sanktionen

Aber auch beim Fordern – insbesondere bei den Sanktionen – sehen die Wissenschaftler:innen Nachholbedarf. Laut den Expertinnen und Experten wirkt sich eine „moderate“ Sanktionspraxis positiv auf einen möglichen Übergang in eine (qualifizierte) Beschäftigung aus. Entscheidend sei dabei aber nicht die tatsächliche Menge an Leistungskürzungen, sondern deren Wahrscheinlichkeit:

Während verhängte Sanktionen keinen langfristigen Effekt auf die Jobsituation von Bürgergeld-Empfänger:innen haben, oder sogar schädlich sein können, steigen sowohl Beschäftigungsqualität als auch Einkommen bei möglichen, aber nicht ausgesprochenen Sanktionen spürbar – und das langfristig.

Die Autoren der Analyse kommen hier zu dem Schluss, dass Jobcenter in Zukunft zwar mehr, aber auch nicht zu viel sanktionieren sollten, um mehr Menschen auf lange Sicht in gut bezahlte Jobs zu vermitteln.

Fazit: Mehr Förderung beim Bürgergeld, weniger Verwaltung

Der Untersuchungsbericht schließt mit einigen Handlungsempfehlungen der Forschenden an die Politik:

  1. gezieltere und schnellere Förderung von Leistungsberechtigten,
  2. mehr abschlussorientierte Maßnahmen – gerade bei jungen Menschen,
  3. Vereinfachung des Sozialleistungssystems,
  4. eine effizientere Verwaltung der Jobcenter und
  5. konsequentere Sanktionen.

Ob und wie viele dieser Vorschläge in der neuen Grundsicherung umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.

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Geschrieben von: Paul zu Jeddeloh

Seit 2019 bereichert er unser Anwalts-Team und macht sich für die Rechte von Bürgergeld-Empfänger:innen stark. Soziale Ungerechtigkeiten räumt er aus dem Weg. Sein weitreichendes Know-how aus vergangenen Fällen und sein tiefgreifendes Wissen über aktuelle Entwicklungen im Sozialrecht verhelfen zahlreichen Ratsuchenden zum Recht.