Kaum ein Thema ist politisch und gesellschaftlich so umstritten wie die Höhe des Bürgergeldes. Während die einen den Regelsatz als zu gering kritisieren, behaupten andere, dass sich Arbeiten wegen der vermeintlich üppigen Grundsicherung nicht mehr lohne. Eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt jetzt: Wer arbeitet, hat selbst mit Mindestlohn deutlich mehr zur Verfügung als ein:e Bürgergeld-Empfänger:in.
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WSI untersucht Lohnabstand in einer Studie zum Bürgergeld
Das Bürgergeld gilt – vor allem in konservativen Kreisen – als äußerst großzügige Sozialleistung, die Menschen aktiv vom Arbeitsmarkt fernhält. Immer wieder betonen Kritiker:innen, dass die Grundsicherung in ihrer jetzigen Form das Lohnabstandsgebot nicht einhalte. Ob und was genau an diesen Vorwürfen dran ist, hat das WIS nun ausführlich untersucht.
Dafür modellierten, berechneten und verglichen die Forschenden das Einkommen drei typischer Haushaltskonstellationen in Deutschland, einmal bei Vollzeitbeschäftigung und einmal beim Bezug von Bürgergeld:
- Single,
- Alleinerziehende mit einem Kind (5 Jahre) und
- Ehepaar mit 2 Kindern (5 und 14 Jahre).
Für die Berechnung des Arbeitslohns ging das WSI von einer 38-Stunden-Woche zum aktuell geltenden Mindestlohn (12,82 EUR) aus. Im Fall des Ehepaares rechneten die Forschenden mit nur einem erwerbstätigen Erwachsenen. Zudem flossen Ansprüche auf Sozialleistungen wie Wohn- oder Kindergeld in die Berechnung mit ein, sofern sie für den jeweiligen Haushalt relevant gewesen wären.
Arbeit sorgt für höheres Einkommen
Die Studienergebnisse zeichnen ein recht eindeutiges Bild. In allen drei Fällen hätten die Betroffenen mit Job mehrere hundert Euro mehr zur Verfügung – und zwar unabhängig vom Wohnort:
Modellhaushalt | Einkommen mit Vollzeitjob | Einkommen mit Bürgergeld | Lohnabstand |
---|---|---|---|
Single | 1.572 EUR | 1.015 EUR | 557 EUR |
Alleinerziehende mit 1 Kind | 2.532 EUR | 1.783 EUR | 749 EUR |
Ehepaar mit 2 Kindern | 3.414 EUR | 2.754 EUR | 660 EUR |
Am geringsten ist der Lohnabstand für Einpersonenhaushalte. Regionale Unterschiede z.B. bei der Übernahme von Miet- und Heizkosten ließen die Einkommensdifferenz zwar schwanken, dennoch fiel sie in keinem Landkreis unter 379 EUR.
Fazit der Studie zum Bürgergeld: Grundsicherung ist gering
Entsprechend klar ist das Fazit des Studienautors Dr. Eric Seils: Bürgergeld-Empfänger:innen müssen immer mit weniger Geld auskommen als Erwerbstätige – egal wie und wo sie leben. Ob die (eindeutige) Faktenlage die Debatte ums Bürgergeld versachlichen kann, bezweifelt Seil allerdings. Daher schließt die Studie auch mit einem kleinen Seitenhieb gegen die Befürworter:innen einer neuen, strengeren Grundsicherung:
„Ein Besuch in einem der Stadtviertel mit sehr hoher Bürgergeld-Dichte bietet
[…] eine eindrucksvolle Möglichkeit, sich selbst davon zu überzeugen,
dass das Leben auf Grundsicherungsniveau keinesfalls luxuriös ist.“
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