Alleinerziehende mit Kind

Kinder als Armutsrisiko: Alleinerziehende besonders betroffen

Kinder, so muss man es wohl sagen, sind ein Risikofaktor für ihre Eltern – besonders für ihre Mütter. Wenn Eltern alleinerziehend werden, steigt damit ihr Risiko für Arbeitslosigkeit drastisch an – und noch immer sind 88 % der Alleinerziehenden Frauen. Die Neue Osnabrücker Zeitung veröffentlichte aktuelle Zahlen zur schwierigen Situation von Alleinerziehenden.

180.000 alleinerziehende Arbeitslose

2018 waren 2,34 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, fast 180.000 davon waren Alleinerziehende. Außerdem bekamen 112.000 weitere Eltern Hartz 4, galten aber nicht offiziell als arbeitslos – weil sie “dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung standen”. Das ist die Jobcenter-Formulierung für: Diejenigen waren so eingebunden in Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen, dass sie gar keine Zeit hatten, um arbeiten zu gehen.

Hinweis: Die meisten Arbeitslosen beziehen Hartz 4

2018 waren 67,7 % aller Arbeitslosen auf Hartz 4 angewiesen. Zwei Drittel der Arbeitslosen also bekamen Hartz 4. Das verbleibende Drittel konnte seinen Lebensunterhalt demnach aus anderen Quellen bestreiten, hatte also beispielsweise genug Vermögen, um sich über Wasser zu halten oder bekam ALG I.

Fast alle Alleinerziehenden ohne Job müssen Hartz 4 beantragen

Bei Alleinerziehenden sah die Verteilung anders aus.

  • Nur 13,1 % der Alleinerziehenden waren erwerbslos, mussten aber trotzdem nicht von Hartz 4 leben.
  • 86,9 % der alleinerziehenden Erwerbslosen mussten Hartz 4 beantragen.

Mehr als die Hälfte der Hartz 4-Familien sind Familien mit nur einem Elternteil. Über ein Drittel aller Alleinerziehenden stecken in Hartz 4 – und keineswegs alle sind erwerbslos.

Viele Alleinerziehende bekommen Hartz 4 trotz Arbeit

Viele Alleinerziehende arbeiten, verdienen aber nicht genug, um sich und ihr Kind oder ihre Kinder über Wasser zu halten. Gründe dafür können sein, dass sie wegen schlechter Kinderbetreuung nicht genug Stunden arbeiten können, um sich zu finanzieren, oder dass sie in insgesamt schlecht bezahlten Bereichen arbeiten.

Die Arbeitslosenquote bei Alleinerziehenden lag im Jahr 2017 bei 5,6 %. Zum Vergleich: Bei Eltern, die als Paar zusammenlebten, lag die Quote bei 2,2 %. Betrachtet man nur die Mütter, ist der Unterschied noch gravierender: 5,7 % der alleinerziehenden Mütter sind erwerbslos, das Gleiche gilt nur für 1,9 % der Mütter in Partnerschaften.

Linken-Abgeordnete kritisiert Bundesregierung

Sabine Zimmermann, die Linken-Abgeordnete, auf deren Anfrage die Zahlen zurückgehen, sagte der NOZ: Alleinerziehende hätten nicht nur mehr Schwierigkeiten, überhaupt einen Job zu finden, “zusätzlich rutschen fast alle Alleinerziehenden in Hartz 4, sobald sie keinen Job mehr haben. Der Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet für sie und ihre Kinder in aller Regel Armut.” Das sei ein schlechtes Zeugnis für die Bundesregierung.

 

Quelle:

Neue Osnabrücker Zeitung

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Geschrieben von: Johanna Höfer

Nach einem Master in Transkulturelle Studien an der Universität Bremen arbeitete sie als Sozialarbeiterin zuerst bei der AWO und dann für die Stadt Bremen. Nun informiert sie als Redakteurin bei hartz4widerspruch.de über praktische Tipps für den Umgang mit Hartz IV.

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