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Armes Deutschland? Jedes dritte Kind von Armut betroffen

Das Deutsche Kinderhilfswerk schlägt Alarm: 33% der unter 18-jährigen leben mit und von Hartz IV. Kinderarmut ist also ein strukturelles Problem in Deutschland, das sich bis ins Erwachsenenalter auswirkt. Wie groß ist das Problem und was kann und muss dagegen getan werden?

Armut ist für Kinder und Jugendliche nichts Neues

Seit Jahren stagnieren die Zahlen zur Kinderarmut, trotz wirtschaftlichem Wachstum und politischen Bemühungen. Ungefähr ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen lebten und leben in Hartz IV-Haushalten, die ein guter Indikator für Armut bzw. Armutsbetroffenheit sind. Besonders in den Stadtstaaten Berlin und Bremen ist die Situation für junge Menschen prekär.

Hinweis: Wie wird Armut gemessen?

Um Armut in Statistiken erfassen zu können, haben sich zwei Berechnungsmodelle etabliert:

  • Sozialstaatlich definierte Armut: Menschen gelten als arm, wenn sie in einem Haushalt leben, der Leistungen nach dem SGB II, also Hartz 4, bezieht.
  • Relative Einkommensarmut: Menschen gelten als arm, wenn sie in einem Haushalt leben, dessen Einkommen weniger als 60% des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt.

Corona-Pandemie verschärft die Armutslage

Die Corona-Krise vergrößert die Kinderarmut noch mehr. Kurzarbeit und Entlassungen der Eltern wirken sich auch auf die Kinder aus. Zudem arbeiten Menschen mit geringerem Einkommen in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, die bei einer schlechten Wirtschaftslage als erstes beendet werden. Des Weiteren haben Geringverdiener*innen in der Regel auch keine Möglichkeit auf finanzielle Rücklagen zurückzugreifen.

Auch den Kindern selbst droht das Abgehängt werden. Hilfsangebote wie Betreuung oder Hausaufgabenhilfe entfallen, weil Einrichtungen geschlossen bleiben. Einen Rückzugsort, um in Ruhe zu lernen oder Hausaufgaben zu machen, gibt es in den oft beengten Wohnverhältnissen nicht. Zudem mangelt es an der technischen Ausstattung. Nicht jedes Kind hat einen Laptop oder einen Internetzugang, um von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen zu können.

Armut hat Folgen

Die Armut begrenzt Kinder und Jugendliche in deren Entwicklung und grenzt sie schließlich ganz aus der Gesellschaft aus. So können arme Kinder seltener etwas mit ihren Freunden unternehmen, was das Schließen und Erhalten sozialer Kontakte erschwert.

Sie sind weniger mobil, können an kulturellen und sozialen Aktivitäten nicht teilhaben, weil sie zu kostspielig sind und leiden psychisch unter der Ausgrenzung oder den Sorgen über die finanzielle Situation der eigenen Familie. All das prägt Heranwachsende.

Wie kann Kinderarmut bekämpft werden?

Sozialverbände und Hilfswerke machen sich schon seit Langem für eine Kindergrundsicherung stark, die vom Hartz IV-System mit seinen Sanktionen abgekoppelt werden soll. Kindern müsse die Möglichkeit gegeben werden, sich frei und unabhängig von deren sozialer Herkunft zu entwickeln.

Doch es reicht aber nicht, den Familien einfach mehr Geld in die Hand zu geben. Zusätzlich brauchen Heranwachsende auch ein gutes Netz aus Schulen und Kindergärten, in denen sie sich sicher fühlen. Ein weiterer Schritt wäre der Ausbau von Beratungsstellen für Familien, die ihnen Hilfe und Unterstützung anbieten. Ein strukturelles Problem wie die Kinderarmut muss auf mehreren Ebenen angegangen werden.

Quellen:

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Geschrieben von: Dr. Philipp Hammerich

Er promovierte an der Universität Hamburg und arbeitet u.a. als Dozent und Gesellschafter für das juristische Repetitorium Hemmer sowie den Fachanwaltslehrgang und die Wirtschaftsprüferausbildung von econect. Als Mitgründer der Legal Tech Kanzlei rightmart und als Anwalt von hartz4widerspruch.de gibt er seine Einschätzung zu politischen und juristischen Entwicklungen im Bereich Bürgergeld.

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