Laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung, vergrößert sich die Kluft zwischen armen und reichen Städten in Deutschland weiter.

Bertelsmann-Studie: Arm und Reich driften weiter auseinander

Laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung, vergrößert sich die Kluft zwischen armen und reichen Städten in Deutschland weiter. Die Wirtschaft in Deutschland scheint aufgrund anhaltender starker Konjunktur derzeit außerordentlich stabil zu sein. Davon profitieren die armen Städte allerdings nicht. Die reichen Städte profitieren umso mehr. 

Wirtschaftliche Lage entwickelt sich auseinander

Die wirtschaftliche Lage der einzelnen Kommunen entwickelt sich seit vielen Jahren auseinander. Das Ungleichgewicht steigt weiter an. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Grund für die Situation in den armen Städten sind vor allem hohe Schuldenberge, steigende Kosten für Hartz 4-Empfänger und hohe Haushaltsdefizite. Die ohnehin schon starken Städte profitieren hingegen von der positiven Wirtschaftslage.

Als arm gilt wer Hartz 4 bezieht

Im Rahmen der Studie wurde die Entwicklung der zehn ärmsten und der zehn reichsten Kreisfreien Städte verglichen. Der Indikator: Der Anteil der Hartz 4-Empfänger in der jeweiligen Stadt. Berücksichtigt wurden Menschen bis 65 Jahre. Eine Stadt gilt als arm, wenn sie

  • geringere Steuereinnahmen
  • höhere Sozialausgaben
  • langjährige Defizite
  • hohe Kassenkredite
  • und kaum Rücklagen aufweist.

Hinweis: Hartz 4-Empfänger leben meistens in armen Städten

Die Bertelsmann-Studie ergab, dass die als arm eingestuften Kommunen im Zeitraum von 2010 bis 2017 bei einem Haushaltsdefizit von rund einer Milliarde Euro lagen. Die als reich eingestuften Städte erzielten hingegen einen Überschuss von circa 3,6 Milliarden Euro.

Ruhrgebiet besonders stark betroffen

Fünf der ärmsten zehn Kommuneren liegen im Ruhrgebiet. Allein in Gelsenkirchen bezieht fast jeder vierte Bewohner Hartz 4. Von den zehn Städten mit dem niedrigsten Hartz 4-Anteil liegen acht in Bayern und zwei in Baden-Württemberg. Im Vergleich: In München beziehen nur 4,5 Prozent der Bevölkerung ALG II-Leistungen.

Zu den ärmsten Kommunen gehören gleich fünf Ruhrgebiet-Städte:

  • Gelsenkirchen
  • Essen
  • Herne
  • Duisburg
  • Dortmund

Lebenschancen der Menschen sind von ihrem Wohnort abhängig

Laut des Bertelsmann-Experten, René Geißler, driften mit der Wirtschaftskraft der einzelnen Städte auch die Lebensverhältnisse der Bewohner auseinander. Nach seiner Ansicht würde sich die Situation zudem weiter verschärfen, wenn es in der Wirtschaft einen Negativtrend geben sollte.

Die Verfasser der Studie fordern den Bund daher auf, den derzeitigen Anteil an den Hartz 4-Leistungen von knapp 50 % auf über 70 % hochzuschrauben. Zudem sollten die schwachen Städte gezielter gefördert werden als bisher. Denn aus eigener Kraft können diese ihre Kassenkredite nicht abtragen, so die Experten.

Quelle:

Report der Bertelsmann Stiftung

 

 

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Geschrieben von: Dr. Philipp Hammerich

Er promovierte an der Universität Hamburg und arbeitet u.a. als Dozent und Gesellschafter für das juristische Repetitorium Hemmer sowie den Fachanwaltslehrgang und die Wirtschaftsprüferausbildung von econect. Als Mitgründer der Legal Tech Kanzlei rightmart und als Partneranwalt von hartz4widerspruch.de gibt er seine Einschätzung zu politischen und juristischen Entwicklungen im Bereich Bürgergeld.

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